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Altpolnisches Gebetbuch des Albertus Gastold in Vilnius

In einer Sonderausstellung des litauischen Nationalmuseums/Palast der Großfürsten von Litauen ist bis Ende August das Altpolnische Gebetbuch des Albertus Gastold zu sehen.

27.06.2022 – 28.08.2022

Die Prachthandschrift mit 16 ganzseitigen Miniaturen gehört zum Zimelienbestand der Universitätsbibliothek der LMU München (Cim. 89). Das Gebetbuch des litauischen Großkanzlers Albertus Gastold wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Stanisław Samostrzelnik geschaffen. Samostrzelnik (ca. 1480-1541) gilt als einer der berühmtesten polnischen Künstler und wirkte als Mönch im Zisterzienserkloster Mogiła bei Krakau. Sein Auftraggeber, der litauische Großkanzler und Woiwode von Vilnius Albertus Gastold (ca. 1480-1539), war einer der einflussreichsten litauischen Staatsmänner der Frühen Neuzeit, langjähriger Regierungschef des Großfürstentums Litauen und entschiedener Verfechter der staatlichen Unabhängigkeit.

Ausstellungsraum Vilnius

Das Altpolnische Gebetbuch im Ausstellungsraum

Das Gebetbuch dürfte als Teil der reichen Mitgift an Geld sowie Objektschätzen mit einem Gegenwert von rund zwei Millionen Reichstalern der Herzogin von Polen und Litauen, Anna Katharina Konstanze Wasa (1619-1651), nach Bayern gelangt sein, als sie 1642 in Warschau den Pfalzgrafen und Herzog von Pfalz-Neuburg Philipp Wilhelm (1615-1690) heiratete. Die Herzogin war die Tochter des Königs von Polen-Litauen und Titularkönigs von Schweden, Sigismund III. Wasa (1566-1632). Später befand sich das Gebetbuch in der Sammlung des Ingolstädter Jesuiten und Kunstsammlers Ferdinand Orban (1655-1732). Die gesamte Sammlung der Orbanschen Wunderkammer übernahm nach der Auflösung des Jesuitenordens 1773 die Universitätsbibliothek, die damals in Ingolstadt beheimatet war.

Übergabe der Handschrift

Übergabe der Handschrift an Dr. Dalia Jonynaite vom Restaurierungszentrum am Litauischen Kunstmuseum in Vilnius, die die Vitrinenpräsentation konservatorisch vorbereitet hatte

Albertus Gastold, dessen Grab sich in der Kathedrale Sankt Stanislaus in Vilnius befindet, spielt für das historische Bewusstsein Litauens bis heute eine zentrale Rolle. Welchen außerordentlichen Stellenwert die erstmals außerhalb Münchens im Original präsentierte Handschrift für Litauen hat, zeigte sich allein schon durch die Anwesenheit der Premierministerin Ingrida Šimonytė bei der Ausstellungseröffnung.

Die Premierministerin dankte dem Stellvertretenden Direktor und Leiter der Abteilung Historische Sammlungen der Universitätsbibliothek, Dr. Sven Kuttner, persönlich dafür, dass er zusammen mit der UB-Auszubildenden Annika Spenger die Handschrift nach Vilnius gebracht habe. Dies sei ein klares Signal aus Deutschland und eine große Geste, die man in Litauen nicht vergessen werde – gerade in diesen Tagen.

Dr. Kuttner im Gespräch

Dr. Sven Kuttner im Gespräch mit der litauischen Premierministerin Ingrida Šimonytė

Die Solidarität der Bundesrepublik mit Litauen betonten der deutsche Botschafter in Vilnius, Matthias Sonn, in seiner Ansprache und der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder in seinem von Matthias Sonn verlesenen Grußwort, dem fast ein Dutzend Botschafter weiterer Staaten im Saal zuhörten. Die Verantwortung für das gemeinsame Kulturerbe in Europa stellten der Direktor des Nationalmuseums/Palast der Großfürsten von Litauen, Dr. Vydas Dolinskas, und Dr. Sven Kuttner heraus; im Falle des Altpolnischen Gebetbuches verbinde die Handschrift Deutschland, Polen und Litauen.

Gruppenbild

v. l. n. r.: Dr. Vydas Dolinskas, Direktor des Nationalmuseums/Palast der Großfürsten von Litauen, Ingrida Šimonytė, Premierministerin der Republik Litauen, Matthias Sonn, deutscher Botschafter in Vilnius, Dr. Sven Kuttner, Stellvertretender Direktor der UB der LMU München. Rechts außen: Der Botschafter Japans in Vilnius, Tetsu Ozaki

Die Ausstellung hat sich schnell zu einem Publikumsmagneten entwickelt: nur drei Stunden nach Öffnung des Museums hatten am gestrigen Sonntag bereits rund 1.000 Personen das Gebetbuch besichtigt.


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